In der 41. Woche hatten wir „´ne volle Hütte!“ Sechs Schulklassen der Grundschulen Meine und Schwülper besuchten unsere Räumlichkeiten – unser beschauliches Museum „Meiner Stube“, Fallerslebener Str. 3 und unsere Ausstellungsfläche in der Scheune des Köhler-Hofes Meine, Hauptstraße 38. Rund 130 Dritt- und Viertklässler, die jeweils in Klassenstärke antraten, waren natürlich neu- und wissbegierig. Es ging um zwei Themen:
Der Weg vom Korn zum Brot und
Wie lebte man früher in einem Dorf?
Weil die vereinbarten Besuchszeiten am 10., 12. und 13. Oktober Teil des vormittagstäglichen Schulunterrichts waren, hatten wir pro Klasse 45 bis 60 Minuten zur Verfügung. In der Summe kamen sechs Führungen zusammen. Wie bringt man Kindern von rund 10 Jahren in einer knappen Stunde anschaulich und spannend die obengenannten Themen so näher, dass es nicht langweilig wird? Unser großer Vorteil: Wir waren in der Lage, anhand unserer beachtlichen Sammlung von kleinen und großen Gegenständen unsere Vorträge so zu gestalten, dass unsere jungen Besucher mit Interesse unseren Ausführungen folgen würden. Aufgrund der von den Lehrkräften vorgegebenen Themen besuchten die Schulkinder der Grundschule Schwülper beide Ausstellungsflächen, die der Grundschule Meine die Scheune.
Der 1. Teil:
In unserer „Meiner Stube“ verbanden wir das Ganze mit einem Rundgang und erläuterten anhand interessanter Exponate deren Entstehung, Handhabung sowie Nutzung und beantworteten geduldig gestellte Fragen. So hatte zum Beispiel noch niemand einen „Waschteufel“ gesehen. „Was ist das?“, war dann auch die Frage. Nämlich eine Art Blechglocke, die an einem langen Holzstiel befestigt ist. Die Älteren von uns wissen, das Gerät kam zum Einsatz, bevor die Waschmaschine erfunden wurde. Die über Nacht in Seifenlauge eingeweichte Wäsche wurde in einer Wanne oder einem Kessel durch den Waschteufel in einem Stampf-Vorgang mit Wasser und Luft durchströmt. Dadurch löste sich der Schmutz aus dem Gewebe. Auch beim Spülen wurde der Waschteufel eingesetzt, um die Waschmittelrückstände aus der Wäsche zu entfernen. Mehrere Kinder erweckten den Waschteufel mit Körperkraft und Ausdauer zum Leben („Mann, auf Dauer ist das ganz schön anstrengend!“). Immer noch in der „Wäsche-waschen-Abteilung“: Wir zeigten den Kindern eine elektrische Waschmaschine der ersten Generation („… was, so groß war die…!“) und gleich anschließend eine alte Wäschemangel. Weiter ging´s: Erster Staubsauger, Spinnrad, Nähmaschine, Kinderzimmer-Abteilung, ein alte Küche mit Kohleherd („ooh – sogar mit Backröhre?!“) – , auf der das gesamte Essen zubereitet wurde, eingeschlossen die Beheizung der Wohnküche. — Hochinteressant für Alle: Die Dezimal- oder Sackwaage: Anhand von Gewichten unterschiedlicher Größe wurden etliche Kinder gewogen. „So hat man das früher gemacht? Krass!“ — Ein alte Olympia-Schreibmaschine war übrigens ebenfalls ständig umlagert und wurde „mit-seinen-Namen-tippen“ immer wieder ausprobiert.
Zusammenfassung: Sehr viele unbekannte Dinge wurden entdeckt, begutachtet, weckten die Neugier, Fragen galt es zu beantworten – kurz – es war ständig lebhaft.
Der 2. Teil:
In der Köhlerhof-Scheune lagern wir unsere Großgeräte: Ackerpflüge, Eggen, eine Windfege, Sensen, Pferdegeschirr, Schubkarren und ähnliches. Der Einstieg zum Thema „Vom Korn zum Brot“ bildete ein Dia-Vortrag. Inhalt: Die Bestellung des Ackers, früher mit Ackerpferden, die Pflug und Egge zogen. Für das Anspannen mit Geschirr wurde dem Pferd ein Kummet um den Hals gelegt, ein steifer, gepolsterter Ring (oder Bügel). Dass solch ein Kummet ziemlich groß und deshalb schwer ist, konnten wir beweisen, indem wir eines zeigten und anboten, es einmal anzuheben. Das Ergebnis: Alle! kamen nach vorn, hoben es hoch und legten es sich dann sogar um den Hals. Zum Beweis: jedes Mädchen, jeder Junge wurde damit fotografiert. Applaus! — Zurück zur Arbeit auf dem Feld: Das Säen und Andrücken des Saatgutes für die Haftung mit dem Boden, danach Düngung waren die nächsten Schritte, und in der Folge auf die richtige Witterung bis zu Ernte hoffen. Gezeigt wurde nun die Ernte, in alten Zeiten eine mühselige Arbeit mit Sense, Garben binden, zu Stiegen aufstellen für die Trocknung. Die Sonne knallte dabei oft gnadenlos auf die Köpfe. Die Frauen unter den Erntehelfern hatten sich deshalb mit einer Kopfbedeckung geschützt. Das war ein Pluster, ein weiter Schirm mit Tuch, der auch den Hals und die Schultern abdeckte. Da wir auch solch ein Pluster haben und zeigten, war eines sofort klar: Wieder! Alle! wollten es aufsetzen; sogar die Jungen hatten den Mut und ließen sich „lässig“ zu ein paar Laufsteg-Trippelschritten hinreißen. Beifall! Am Ende hatten wir eine längere Modenschau – und wieder eine Vielzahl von Fotos.– Das Trennen der Getreidekörner vom Stroh und Spreu war eine harte und langwierige Arbeit. Mit einem sogenannten Dreschflegel wurde dies bewerkstelligt, dies auch per Dias gezeigt und mit einem alten Original kurz vorgeführt. Staunende Kinder: „Das dauert ja ewig, nach dem Dreschflegel alles hochwerfen, damit der Wind die Spreu fortbläst und das Korn zu Boden fällt!“ Erst viel später kamen große Mäh- und Dreschmaschinen auf, die von einem Trecker gezogen bzw. angetrieben wurden und das Korn maschinell herauslösten. Die Ackerpferde wurden so allmählich abgelöst. Wie man heutzutage weiß, erledigen das inzwischen monstergroße Mähdrescher in einem Arbeitsgang – noch auf dem Feld! Übrig bleiben gepresste Strohballen, die man für das Ausstreuen in den Viehställen verwendet.– Der nächste frühere Schritt: Windmühle und Wassermühle zerrieben mit angeschlossenen Mahlsteinen schließlich das Korn zum gewünschten Endergebnis: Mehl, das der Bäcker zu Brot verarbeitet. Inzwischen sind auch die Mühlen längst Vergangenheit und große Maschinen erledigen diese Arbeit. — All diese langsamen Fortschritte konnten wir mit unserem Dia-Vortrag und altem Filmmaterial nochmals eindrucksvoll dokumentieren. Und dann ging es für die Kinder in der Scheune auf Entdeckertour. Auf eigene Faust begutachteten sie die Geräte, probierten sie aus und staunten nicht schlecht über so manches spezielle Arbeitsgerät. Zur Ansicht hatten wir im Eingangsbereich auch saubere Getreidekörner in größeren Papiertüten hingestellt, die beim Rausgehen entdeckt und deshalb umlagert waren. So manch ein Schulkind nahm interessehalber davon ein paar davon mit, andere stecken sich gleich eine Handvoll in die Hosentasche und wieder einige zum Kauen/Probieren in den Mund. Kommentar: „Schmecken lecker, gaaanz lecker, schon wie nach Brot!“ Besser kann man Wissen nicht rüberbringen!
Im Anschluss an die Führungen hieß es dann schließlich: Aufstellen vor der Scheune oder der „Meiner Stube“. Erinnerungfotos waren fällig, schließlich Abschied und zurück in die Schule per Fußmarsch (Meine) bzw. Fußmarsch und Bus(Schwülper).
Unser Fazit: Die Kinder verhielten sich stets diszipliniert, waren aufmerksam und wissbegierig, dabei ganz locker und stellten immer wieder ihre Fragen. Kompliment an die Lehrerinnen, die routiniert die Kinderschar stets umsichtig baufsichtigten. Und wir? Ja, es war anstrengend, aber die Aktion hat sich nach unserer Meinung voll gelohnt. Die Kinder haben sich ganz herzlich für unsere Führung bedankt, was für uns natürlich am meisten zählt. Und deshalb: Weitere Führungen dieser Art erwünscht? EINSTIMMIG JA!